Hörspiele hören: Kino im Kopf

„Radioplays“ – in den Anfangszeiten des Radios bannte die frühe Form der Hörspiele in den USA die Hörer regelrecht vor die Geräte. Die Geschichte reicht bis ins Jahr 1880 zurück. Das erste richtige „Radio Drama“ wurde hingegen 1921 gesendet. 1924 zog dann die BBC in England nach.

Als erstes gesichertes Original-Hörspiel der deutschen Rundfunkgeschichte gilt der Versuch einer Sendespiel-Groteske „Zauberei auf dem Sender“ von Hans Flesch. Das Sendespiel wurde am 24. Oktober 1924 von der Frankfurter Südwestdeutschen Rundfunk AG live ausgestrahlt.

Live-Hörspiel: Gut angezogen ins „Radio Theatre“

Eine Amerikanerin, die diese Zeit noch als Kind erlebt hat, erinnert sich: „Einmal im Monat fuhren wir – feinst angezogen – nach New York, in die großen Studios, in denen die Hörspiele von Schauspielern live vor Publikum aufgeführt wurden. Diese standen dann nur mit ihren Manuskripten auf der Bühne. Ein Orchester und ein Foley Artist (Geräuschemacher) unterstützten sie. Das war wie Theater, nur ohne Kulissen.“

Hörspiel löst Panik aus

Das bekannteste Live Hörspiel dürfte „The War Of The Worlds“ („Der Krieg der Welten“) von Orson Welles sein. Es sorgte – angeblich – für eine Massenpanik in den USA, weil der vermeintliche Angriff von Außerirdischen auf die Erde so realistisch dargestellt wurde, dass die Zuhörer an eine echte Bedrohung glaubten.

Hörspielnation Deutschland

Später hat Deutschland die USA als Hörspielnation abgelöst: Deutschland ist das Land, in dem die meisten Hörspiele produziert und gehört werden. Die Zeit des Aufbaus und des Wachstums in den 1950er Jahren wird das Jahrzehnt des Hörspiels. Es entstehen legendäre Hörspielreihen.

Krimi-Hörspiele wie „Dickie Dick Dickens“ oder „Paul Cox“ von Alexandra und Rolf Becker, die „Dame“-Krimis mit dem irischen Privatschnüffler Philip Odell von Lester Powell oder besonders die Fälle des Privatdetektivs „Paul Temple“ von Francis Durbridge werden im Radio zu regelrechten Straßenfegern. Eine weitere Blütezeit sind die 1970/80er Jahre, in denen extra für die Jugend Hörspiele auf Kassette und Schallplatte produziert werden.

Hörspielserien wie „Fünf Freunde“, „Benjamin Blümchen“, „TKKG“, „Hanni und Nanni“ oder „Bibi Blocksberg“ haben Generationen geprägt und sind bis heute sehr erfolgreich. Sie werden daher auch heute noch mit neuen Folgen fortgesetzt und gelten bei ihren Fans als „Kult“. Allen voran „Die drei ???„, die fürs Radio erstmals in den 1920er Jahren produziert wurden und deren Livehörspiele Veranstaltungs-Arenen füllen.

Das hr2-RadioLiveTheater besinnt sich auf diese lange Tradition der Live-Radio-Hörspiele. Zusammen mit dem Hessischen Rundfunk in Frankfurt am Main bringt es wieder Live Hörspiele auf die Bühne und vor Publikum. Zum Beispiel „Sherlock und der Hund von Dartmoor“ oder „Old Shatterhand unter Kojoten

(Text: Klaus Krückemeyer mit freundlicher Unterstützung von Jörg Witzsch)


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